425
England. Haus Stuart.
ersterer zu Madrid den 5. Nov. 1630, ohne Vortbeil, wohl
aber mit schweren Kosten für England beendigt. . Wegen der vie-
len Gewaltthatigkeiten, die sich Karl wider die Freiheit und das
Vermögen der Untecchanen erlaubte, mußte er dem Parlamente
die sogenannte potition of right (das Verlangen des Rechts) d-n r.
bewilligen, ein Grundgesetz der englischen Nationalfreiheit. Ein 3""‘-
v litischecfanatiker, Namens Johann Felton, ermordete den Her-
zog von Buckingham ;der König handelte seitdem nach eigenen, aber nicht dm rz.
weisern Entschlüssen, berief elf Jahre lang das Parlament nicht A„g.
mehr, sondern übertrug dem Grafen von Strafford die Staats-,
dem Bischof Laud die kirchlichen Angelegenheiten, beides rechtli-
che Männer; ersterer nur zu wenig beliebt, letzterer ein unduldsa-
mer Episcopale. Auf den unglücklichen Rath Laubs befahl
der König die Einführung der englischen Liturgie in dem streng
puritanischen Schottland. Die ärgerlichsten Auftritte in den Kir-
chen, dann ein wirklicher Krieg waren die Folgen. Karl mußte ic3t
sich zu Rippon zu einem unrühmlichen Waffenstillstände ver-
stehen und das Parlament wieder berufen, das nun eigenmach- dc» is.
tig versammelt blieb, und darum das lange Parlamen t °ct-
genannt wurde, in welchem sich bald zwei Hauptparteien, die der
Gem aßigten und die der Independenten, unterschieden. ^cv.'
Letztere gewannen die Oberhand; Strafford ward peinlich
angeklagt und enthauptet, der König gezwungen, eine Reihe von ieu
Abänderungen und Beschränkungen zu bewilligen. Ein von drei
angesehenen Irländern, Roger More, Lord Ma gurre und
dem Ritter Oneale unter den in Irland wohnenden protestan-
tischen Engländern angeftiftetes Blutbad legte man Karl I. zur
Last, was die Wuth gegen ihn steigerte. Er entfernte sich mit den n.
seiner Familie von London nach Hamptoncourt und von dort nach £><;•
Bork. Durch freiwillige Beitrage rüstete das Parlament ein
Kriegsheec aus, welches der General Fair fax unter Beihülfe
eines verwegenen Feuerkopfs, Oliver Eromwell, befehligte,
und der Bürgerkrieg brach aus. Schottland trat bei und ein 1642
unglückliches Tressen bei Naseby vernichtete des Königs letzte den 14.
Hoffnung. Der Bischof Laud starb um dieselbe Zeit auf dem 2»n,
Blutgerüste. Rathlos griff der König zu einem verzweifelten 1645
Mittel und begab sich in das schottische Lager, hoffend bei seinen
Landsleuten Schutz zu finden. Zu spat erwachte er aus seiner
Täuschung; für die Summe von 400,000 Pfund lieferten sie
den Unglücklichen an die Parlamentsarmee aus und als einen
Gefangenen verwahrte man ihn in dem Schlöffe Holmby, dm i6.
in der Grafschaft Nordhampton. Eigenmächtig ließ ihn Eromwell r-bc
von dort in sein Lager bringen, von wo Karl Gelegenheit zur 1047
Flucht fand, vielleicht unter absichtlicher Zulassung Cromwells,
denn der Eommandant der Insel Wight, wohin der König ge-
langt war, verhaftete ihn zur baloigen Zurücklieserung. Jetzt
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Namens_Johann_Felton Johann Karl Karl Karl_I. Oliver_Eromwell Naseby Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: England Madrid England Schottland Irland London Schottland Schlöffe_Holmby Cromwells
427
England. Haus Stuart.
herrschende Stimmung; der General Georg Monk, Statthalter
von Schottland, gewahrte es, berief den Thronerben Karls I,
führte ihn mit Truppen nach London und ohne Widerstand er-
kannte man ihn unter dem Namen
Karl Ii. als rechtmäßigen König an. 11 Jahre hatte die lor,°
Republik gedauert und 20 Jahre waren unter wilden Bewegun- __8s5
gen verflossen. Die Künste gcdieben wahrend derselben nicht,
wohl aber erweiterten sich die Schifffahrt und der Handel, auch
bereicherten ausgezeichnete Männer das Feld des Wissens. Der
Arzt Harvey (ff 1658) machte lehrreiche Entdeckungen über
den Kreislauf des Blutes und über die Erzeugung der Thier-
gattungen aus Eiern; Newton (ff 1727) stellte ein neues Sy-
stem über die Bewegung der Erde und über die Natur des Lichts
und der Farben auf; Naper (ff 1618) erfand die Logarithmen;
Milton (ff 1674) schrieb sein unsterbliches Gedicht: Das ver-
lorene Paradies; Dryden(ff 1701) übte eine heilsame Kritik
über poetische und dramatische Erzeugnisse, und Hobbes (ff 1679)
weckte durch kühne Ideen das Nachdenken über Staatsrecht und
Religion. Die Sekte der Quaker, deren Stifter Georg Fop
(ff 1681), ging aus dem erbitterten Zwiespalt der Episcopalen
und Puritaner hervor.
Karl Ii. hatte weder durch sein noch seines unglücklichen Va-
ters Schicksal Weisheit und Mäßigung gelernt. Ec war ein leicht-
sinniger, verschwenderischer Fürst, den nur die Ermüdung des
Volkes vor einem traurigen Falle bewahrte. Seine Vermahlung
mit der Infantin Catharina von Portugal, Tochter Johanns
Iv., mißfiel, weil diese Prinzessin catholisch war. Der Ver-
kauf von Dünkirchen an Frankreich für fünf Millionen Livres er-
regte nicht minder große Mißbilligung. In der Hoffnung, von rsor
zu bewilligenden Hülfsgeldern einige Summen für sich zu behal-
ten, fing Karl Krieg mit den Niederlanden an, was auch eine *665
Kriegserklärung Frankreichs nach sich zog. Eine fürchterliche »66«
Feuersbcunft legte zur selbigen Zeit 13,200 Hauser, 89 Kirchen,
600 Straßen Londons in die Asche, die Holländer drangen mit
einer Flotte in die Themse ein und der wenig rühmliche Friede
zu Breda beendigte diesen kostspieligen Krieg. Fünf Günstlinge, beni1,
Elifford, Ashley, Buckingham, Arlington, und Lau-
derdale, von den Anfangsbuchstaben ihrer Namen die Cabal
genannt, riethen dem Könige, sich nach dem Beispiele Richelieu's
von dem Parlamente unabhängig zu machen, was ihn in steten
Zwiespalt mit selbigem brachte. Der Volksgunst zu gefallen
trat er der Tripleallianz mit Schweden und den vereinigten Nie-
derlanden gegen Ludwig Xiv. bei, was diesen zu dem aachner 1o68
Frieden nöthigte. Gleichwohl gewann ihn Ludwig bald zu einem
Bündnisse gegen Holland, doch mißfiel dieser neue Krieg der eng- i6i*
-ischen Nation so sehr, daß Karl zu einem Friedensschlüsse eile»
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Extrahierte Personennamen: Georg_Monk Karls Karl_Ii Karl Harvey_( Newton Georg_Fop Karl_Ii Karl Catharina_von_Portugal Johanns
Iv. Johanns
Iv. Karl_Krieg Karl Hauser Ashley Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwig Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: England Schottland Karls London Frankreich Frankreichs Londons Breda Elifford Schweden Holland
503
Zehnter Zeitraum.
Der zweite Pariser Friede den 20. Nov. führte Lud-
wig Xviii. auf den Thron zurück, bestimmte die Grenzen Frank-
reichs, so wie sie im Jahre 170o gewesen; legte selbigem eine Cou-
triburion von 700 Millionen Franken zur Entschädigung der strei-
tenden Machte auf, und bestimmte eine einstweilige Besetzung der
Grenzprovinzen Frankreichs durch 150,000 Mann aller Verbün-
deten, auf mindestens drei Jahre und nicht über fünf Jahre, un-
ter dem Oberbefehle des Herzogs Wellington; die Verpflegung
sammtlicher Truppen siel Frankreich anheim; auch mußten ihnen
17 feste Plätze eingeräumt werden. Die Zurückgabe der in ver-
schiedenen Zeiten und Landern geraubten Kunstschätze gehörte mit
unter die diesmaligen Bedingungen des Friedens. Durch Unter-
handlungen jedoch wurde diese Armee 1817 um ein Fünftheil ver-
mindert und 1816 ganz zurück berufen.
Schwieriger wie früher war jetzt die Stellung Ludwigs Xviii.,
den die Bayonnette der Fremden nach Frankreich zurückgeführt.
Zwei Parteien, die der Ultra's, welche die Monarchie, wie sie vor
1769 gewesen, wieder Herstellen wollte, und die der Liberalen,
welche die Beibehaltung dessen, was man durch die schweren Opfer
der Revolution errungen, verlangten, standen einander schroff
gegenüber. Des Königs Hinneigung zu ersterer, sein Beitritt zum
heiligen Bunde, welchen der Kaiser Alexander 1815 gestiftet,
so wie seine Aufnahme in die fünf europäischen Hauptmächte
durch den Eongreß zu Aachen 1818 mißfielen einem großen Theile der
französischen Nation. Ein oftmaliger Wechsel der Minister zeugte
von dem unsteten Schwanken der Negierung. Dem streng royali-
stischen Herzoge von Richelieu folgte der liberalere D ec azes.
,Ms Doch die Ermordung des Herzogs von Berry durch einen poliri-
dc,i ¡3. schen Fanatiker, Namens Louvel, des jüngsten von des Königs
Scbr. Bruderssöhnen, dessen Gemahlin einen Sohn, den Herzog von
1020 Bordeaux, gebar, gab der Ultrapartci Gelegenheit, das System der
Liberalen zu verschreien und den König zur Ernennung eines
neuen Ministeriums unter dem aristokratisch-jesuitischen Grafen
von Villele zu ernennen. Spanien wurde die Veranlassung
das verödete Feld des kriegerischen Ruhmes wiederum zu bebauen.
Ferdinand Vii., von Napoleon seiner Haft entlassen 1813, hatte
durch Aufhebung der früher von ihm beschworenen Constitution
und harte Verfolgung der Liberalen allgemeines Mißvergnügen und
zuletzt einen gewaltsamen Widerstand derselben veranlaßt, in Folge
dessen er zur Wiederherstellung dereonstitution von 1812 gezwungen
ward. Der französische Hof übernahm es als Mitglied des hei-
m2 ligen Bundes, zur Aufrechthaltung der königlichen Gewalt ein»
zuschreiten; ein Heer rückte unter Anführung des Herzogs von
Angouleme über die Pyrenäen, ward diesmal durch den Einfluß
der Geistlichkeit mit offenen Armen empfangen, eroberte Cadix A
was selbst Napoleon nicht gelungen war, und befreiete den Kö-
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Extrahierte Personennamen: Tcocadero Ludwig_Xviii Ludwig Ludwig_Xvi Ludwig Karl_X Karl Karl_X Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Haiti Frankreich Algier Paris
Portugal. 515
lieutenant Riego und der Ingenieurobersie Quiroga standen
an der Spitze; schnell verbreitete sich der Aufruhr durch das ganze
Land und Ferdinand mußte, um das Aergste zu vermeiden, die
Verfassung von 1812 unterzeichnen den 7. Febr. Abends um 10
Uhr. Gleichwohl kehrte die Ruhe nicht wieder; wie früher in
Frankreich bildeten sich jetzt in Spanien politische Clubs, wo über-
spannte Sprecher und Redner den Umsturz der bestehenden und
den Aufbau einer neuen Ordnung der Dinge verlangten, ein will-
kommener Stoff für die nur unterdrückte, nicht vertilgte Partei der
Servilen. Bald zeigten sich Gegenbewegungen wider die Consti-
tution; eine Glaubensacmee bildete sich zur Vertheidigung
des gefangenen Königs, der Bürgerkrieg wüthete aufs neue,
dem zufolge die Verbündeten auf dem Congreffe zu Verona
1822 eine bewaffnete Einmischung beschlossen, selbige dem Könige
von Frankreich übertrugen, der eine Armee unter dem Herzoge
von Angouleme in Spanien einrücken ließ, welche Ferdinand Ves.
die Vollgewalt seiner Macht wieder gab (s. §. 83.), auch Spa-
nien durch 45,000 Mann bis zur völligen Beruhigung besetzt hielt.
Dieser kurze Feldzug hatte Frankreich dennoch 200 Millionen
Franken gekostet. Der König erklärte sogleich alle Beschlüsse vonr
7. Marz 1820 bis 1. Oct. 1823 für ungiltig, weil er wahrend
dieser Zeit nicht frei gewesen sey. Mit unerbittlicher Strenge
wurden wiederum alle Constitutionellen verfolgt; Riego, der in
Gefangenschaft gerathen war, starb durch den Strang, die übrigen
Betheiligten wanderten aus; eine erlassene Amnestie vernichtete
durch endlose Ausnahmen die scheinbare Begnadigung. Noch jetzt
kümmert Spanien unter der Zerrüttung der Finanzen, der fast
gänzlichen Vernichtung des Seehandels, unter einer drückenden
Schuldenlast und einer höchst fehlerhaften Verwaltung des Innern.
Ferdinand Vjä., in Widerspruch mit den Cabinetten von Eng-
land und Frankreich, nimmt sich Don Miguels an, der sich ei-
genmächtig auf den Thron von Portugal geschwungen.
§. 88.
P ortug al.
Durch die Abreise des portugiesischen Regentenhauses, der
Königin Maria Franciska mit ihrem Sohne, dem Prinzre-
genten Johann, nach Brasilien, erhielt England einen entschie-
denen Einfluß in Portugal. Tapfer kämpften die Portugiesen, in
Verein mit den Engländern und Spaniern unter Wellington gegen
die Franzosen, ertrugen aber mit Unwillen den Militairdespotismus,
welchen^ der englische Befehlshaber Marschall Beresford über
sie ausübte. Die Königin Maria starb in Brasilien 1816, ihr
Sohn regierte nun als König Johann Vi., schien aber nicht
33 *
1320
1823
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Extrahierte Personennamen: Riego Ferdinand Ferdinand Ferdinand_Vjä. Ferdinand Maria_Franciska Maria Johann Johann Maria Maria Johann
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Frankreich Spanien Verona Frankreich Spanien Frankreich Spanien Frankreich Portugal Brasilien England Portugal Wellington Brasilien
Portugal. 517
Kriegsschiff begab und so den Händen seines Sohnes und der Kö-
nigin Carlotta entzogen wurde. Von hier aus entsetzte er den In-
fanten des Oberbefehls über die Armee und befahl ihm sich zur
Verantwortung zu stellen. Mit reuiger Miene erschien Don Mi-
guel vor seinem Vater, bekannte sich schuldig und daß er verführt
worden sey, worauf ihm Johann verzieh und die Erlaubniß zu ei-
ner Reise ins Ausland ertheilte. Der Jnfant reiste den 12. Mai
1824 ab und begab sich zuerst nach Paris und dann nach Wien.
Brasilien zerriß das Band, durch das es an Portugal
gefesselt gewesen, erklärte sich zu einem selbständigen, constitutionel-
len Kaiserthum den 9. Jan. 1824; Don Pedro ward
Kaiser von Brasilien, verzichtete auf den portugiesischen Thron
zu Gunsten seiner siebenjährigen Tochter Maria da Gloria den
2. Mai 1826, mit welcher sich sein Bruder Don Miguel ver-
mahlen sollte. Kurz darauf starb Johann Vi., den 10. Mai
1826, nachdem er seine Tochter Jsabella zur Regentin von
Portugal bestimmt hatte. Neue Umtriebe der Königin Carlotta
gefährdeten die gegebene Constitution, zu deren Aufrechthaltung nach
und nach bis auf 15,000 Mann englische Truppen in Portugal
landeten. Wegen der Kränklichkeit der Prinzessin Jsabella er- d.z.7
nannte Don Pedro seinen Bruder Miguel zum Prinz-Regenten 107
von Portugal, welcher zu Wien den 4. Oct. die neue Constitu-
tion beschworen und die Acte der Vermahlung mit seiner Nichte
ebendaselbst unterzeichnet hatte den 29. Oct. 1826. Im Febr.
1828 kehrte Don Miguel nach Lissabon zurück, stieß aber, unein-
gedenk der geleisteten Eide, alle getroffenen Anordnungen um, ließ
sich durch eine Versammlung der Cortes zum Könige von Por-d--,,?-
t u g a l und A l g a r b i e n erklären, waltete als a b s 0 l u t e r M 0 n a r ch Juni
und bezeichnete seine eines Tiberius nicht unwürdige Negierung durch 1826
Verhaftungen, Hinrichtungen und Verweisungen nach den öden Küsten
Africa's. Stark durch den Anhang der Geistlichkeit und des gemeinen
Volks spottete er aller Klagen und eines versuchten Widerstandes. Nur
Spanien erkannte ihn in seiner neuen Würde an. Die englischen
Truppen schifften sich wieder ein, das hart bedrängte Land seinem
Schicksale überlassend. Ein in Rio Janeiro ausgebrochener Auf-
stand veranlaßte Don Pedro auf den dortigen Thron zu Gunsten
seines unmündigen Sohnes, Pedro Ii., zu verzichten und nach
Europa zurück zu kehren. Er fand in Frankreich eine gastliche ig3i
Aufnahme und traf Anstalten, seine Tochter Maria da Gloria
in Besitz des ihr gebührenden väterlichen Thrones zu setzen.
Durch eigene Mittel und Anleihen hat er Truppen geworben,
Schiffe ausgerüstet und sich nach Terceira, einer der azorischen In-
seln, begeben, welche sich Don Miguel nie unterwarf, um von
dort aus einen Angriff auf Portugal zu bewerkstelligen. Ein 133 _>
Bruderkrieg ist demnach im Begriffe auszubrechen, dessen Ausgang
noch im Schoost der Zukunft ruht.
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Extrahierte Personennamen: Carlotta Johann Johann Pedro Maria_da_Gloria Maria Johann_Vi Johann Jsabella Carlotta Jsabella Don_Pedro Tiberius Pedro Pedro_Ii Maria_da_Gloria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Paris Wien Portugal Brasilien Portugal Portugal Portugal Lissabon Spanien Rio_Janeiro Europa Frankreich Portugal
Frankreich bis zur Errichtung des Kaiserthums. 477
Zwiespalt, nach welchem der Adel mit dem dritten Stande nicht
gemeinschaftlich berathschlagen wollte, veranlaßte letztern, auf den
Vorschlag des Abbe Sie y es sich für eine constitnicte Natio-
nalversammlung (älsewdlee nationale) zu erklären, au-
ßerhalb welcher kein Deputirter etwas verfügen oder beschließen
könne, und als der König nach einer persönlich gehaltenen Sitzung
den drei Standen anbefohlen hatte, sich für den folgenden Tag
abgesondert in dem einem jeden bestimmten Saale zu versam-
meln, entgegnele der Graf Mirabeau, ein übel berüchtigter
Wüstling, aber von überwiegenden Talenten, der sich d.m dritten
Stande anschloß, weil ihn der Adel verworfen, dem Großceremo-
nienmeister Breze, welcher kam, den königlichen Befehl nochmals
zu wiederbolen, „man werde nur der Gewalt der Bayonnete wei-
chen !" Ein großer Theil der nieder« Geistlichkeit und einige des
Adels traten darauf zum dritten Stande über. Mit unseliger
Halbheit schwankte Ludwig Xvi. zwischen den Rathschlagen seiner
Gemahlin, des Grasen von Artois, des Prinzen Eonde, des Baroil
Breteuil, welche Strenge verlangten, und Neckers, welcher Nach-
giebigkeit empfahl. Die erstern behielten die Oberhand, Necker
wurde entlassen, Breteuil trat an seine Stelle, und 30,000 Mann,
meistens aus Deutschen, Schweizern und Italienern bestehend,
rückten unter dem Herzoge von Broglio in die Nahe von Paris.
Ein wüthender Tumult brach auf diese Kunde los und die Er-
stürmung der Bastille, ein verhaßtes Denkmal früherer Ty-
rannei, eröffnete die Reihe der blutigen Scenen, die folgen sollten.
Die königliche Garde, so wie viele der herbeigezogenen Soldaten
gingen zum Volke über, das in dem Herzoge von Orleans einen
Gönner und Anhänger fand. Zum Schutze des Eigenthums ge-
gen die räuberischen Banden, die nun Paris durchtobten, vereinig-
ten sich die begüterten Burger, 48,000 Mann stark, zu einer Na«
r i o n a lg a r d e, zu deren Commandante» man anfangs den Mar-
quis de la Salle, kurz darauf aber la Fayette erwählte; eine
Nationalcocacde, aus Blau, Roth und Weiß zusammengesetzt,
den Farben der Stadt Paris, wurde dabei aufgesteckt, Neckec
mußte zurück gerufen werden, das Entzücken der Menge überström-
te ihn mit Ehrenbezeugungen. Die stürmischen Auftritte der
Hauptstadt wiederholten sich durch ganz Frankreich, worauf die
Auswanderungen vieler vom Adel und von der Geistlichkeit began-
nen ; auch der Graf von Artois mit seinen zwei Söhnen, die
Prinzen von Eonde, der Marschall Broglio, der Baron Breteuil
und die Familie Polignac, flohen aus Frankreich. In der Na-
tionalversammlung trat schon die linke Seite als demokratisch
hervor, gegen welche die a merica Nische, gemäßigtere Partei,
la Fayette an der Spitze, wenig vermochte. Auf den Vorschlag
des Advocaten Noaille wurde in der Nacht vom 21. August
t>ie Achchaffung aller Vorrechte des Adels, aller Zehnten, Zinsen,
3„m
den2 3,
b ■- !i 12.
Juli
den 14.
3"li
d n 4.
Aug.
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Extrahierte Personennamen: Mirabeau Ludwig_Xvi Ludwig Baroil
Breteuil Necker Breteuil Broglio Burger Roth Marschall_Broglio Breteuil August
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Paris Paris Frankreich Frankreich
England. '
Welles ley unablässige Gelegenheit, an Napoleons Falle zu ar-
beiten. Die gänzliche Geisteszerrüttung Georgs in. machte, daß
dem Prinzen von Wales die Regentschaft übertragen wurde, wel-
ches jedoch in den politischen Grundsätzen des Staates keine Ver-
änderung hervorbrachte. Durch Napoleons unglücklichen Feldzug m
nach Rußland erntete Britannien endlich die Früchte seiner vieljäh:
rigen Anstrengungen. Ec fiel, die Bourbons stiegen auf Frank-
reichs Thron und England behielt von den eroberten französischen
Eolonien Tabago, St. Lucie, Isle de France, von den niederlän-
dischen, das Vorgebirge der guten Hoffnung nebst einigen andern
Besitzungen. Einen Krieg mit Nordamerica, seit dem 17.
Juni 182 2, wegen dessen neutraler Schifffahrt, beendigte der
Friede zu Gent den 25. Dec. 1814. Der Kieler Friede mit
Dänemark, den 14. Jan. 1814, verschaffte England die Insel
Helgoland, den bleibenden Besitz der 1807 weggeführten
Flotte, dagegen wurden die dänischen Eolonien zurück gegeben.
Eine Hauptstimme führte Britannien auf dem Wiener Congresse,
wo auch die Abschaffung des Negerhandels durch dessen festes Ver-
langen genehmigt wurde. Georg Hi. starb 1820 und der Prinz-
regent regierte in derselben Weise als Georg Iv. fort. Dec
Premierminister Lord Castlereagh endete sein Leben durch
Selbstmord, den 12. Aug. 1822 und Canning, ein classisch
gebildeter, in blühender Beredsamkeit üverströmender Mann, trat
an seine Stelle. Ein weltbürgerliches System war das seine.
Die Anerkennung der südamericanischen Freistaaten 1825, die
Vermittlung einer von Portugal zu genehmigenden Selbständig-
keit Brasiliens, endlich eine günstigere Berücksichtigung der gegen
türkische Sklaverei ringenden Griechen beurkundeten eine freisinni-
gere Politik. Sein zu frühzeitiger Tod, den 8. Aug. 1827,
brachte nach einer kurzen Verwaltung des Lords Goderich den gv,
Lord Wellington an das Staatsruder, und alles gewann so-
fort eine andere Gestalt. Von altaristocratischer Abkunft ward er
ein eifriger Verfechter der gewöhnlichen Vorrechte der Aristocraten.
Die gehoffte Aufhebung der Kornbill, Verbot der freien Kornein-
fuhr, unterblieb; die griechischen Angelegenheiten traten in den
Hintergrund, die Emancipation Irlands, Gleichstellung der
Catholiken in allen bürgerlichen Rechten, wurde so lange wie im-
mer möglich hintertrieben, und nur bewilligt, als der Aufruhr in
diesem Lande einen bedenklichen Charakter anzunehmen begann.
Schwankend, lauernd, wenig großartig war Englands Politik in
Bezug auf die auswärtigen Verhältnisse. Nach langwierigen Lei-
den starb Georg Iv. den 28. Juni 1830 und sein Bruder
Wilhelm Iv. ward sein Nachfolger. Freisinnigkeit in
Wort und That, die sich besonders durch die Wahl eines neuen
Ministeriums unter Lord G rey zeigte, empfahlen den neuen
Monarchen. Doch wichtige Ereignisse droheten, den äußern und
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Extrahierte Ortsnamen: England Napoleons Georgs Wales Napoleons Britannien England England Helgoland Britannien Wiener_Congresse Portugal Brasiliens Wellington Irlands Englands
Frankreich bis zur Errichtung des Kaiserthums. 4/9
Fersen die übrigen Anstalten in Paris machte. Ludwig war
glücklich genug mit seiner Familie aus der Hauptstadt zu ent- -iu,K
kommen, ward aber zu St. Menehould von dem Postmeister
Drouet erkannt und auf dessen Veranstaltung zu Varennes ver-
haftet. Vier Tage darauf zog er, unter Begleitung der Mitglie-
der der Nationalversammlung Latour -Maubourg, Petion,
Barn ave und des Generaladjutanten Dumas als Gefangener^
wieder in Paris ein. Doch schützte ihn noch ein Decret der Un-
Verletzbarkeit des Königs, vom 15. Juli vor Gewaltthä-
tigkeit. Am 3. Sept. hatte die Nationalversammlung die Aus-
arbeitung der neuen Constitution beendigt; am 14. Sept. beschwor
sie der König und am 30. Sept. löste sich die erste National-
versammlung nach einer etwas mehr als zweijährigen Dauer auf.
Eine neue, aus 747 Mitgliedern, größtenlheils wüthenden Iacobi-
nern, bestehende, trat schon am folgenden Tage unter dem Namen Nn *•
der gesetzgebenden Versammlung (usleinblee legisla- 0f*‘
live) an ihre Stelle, um die entworfene Verfassung im Innern
ins Werk zu richten. Ein wilder Parteigeist, so wie eine ent-
schiedene Lust zum Kriege, von welchem aber auch die übrigen
Parteien ihr Heil erwarteten, sprach sich von nun an vorherr-
schend aus. Schon langst richteten die deutschen Fürsten be-
sorgte Blicke auf Frankreich, und die Churfürsten von Mainz, Tri-
er, Köln, der deutsche Orden, die Bischöfe von Straßburg, Spei-
er, Basel, die Herzöge von Zweibrücken und Würtemberg, die Fürsten
von Hessen-Darmstadt, Baden, Nassau, Leiningen, Löwenstein,
waren durch die gewaltsamen Aufhebungen der Feudalverhältnisse
in ihren Besitzungen, die in Elsaß, Franche-Comte, Lothringen,
Hennegau lagen, empfindlich verletzt worden, und der Kaiser
Leopold Ii. suhlte sich als Bruder der Königin Maria An-
toinette verpflichtet, dem bedrängten Königspaare beizustehen.
Ein zwischen ihm und dem Könige von Preußen, Friedrich
Wilhelm Ii, abgeschlossenes Bundniß bestimmte die gesetzgeben- b,_7,s6'
de Versammlung, eine Kriegserklärung an Oestreich zu erlassen,
wo inzwischen Franz 1!. auf den Thron gestiegen war. Bei Apnt '
Unterzeichnung dieser Kriegserklärung stürzten Ludwig Xvj.
Thränen aus den Augen. Der erste Angriff geschah auf die
Niederlande, wurde aber von den Oestreichern ohne Mühe und
zum schimpflichen Nachtheile der ungeübten und ungeordneten
französischen Haufen unter dem Marschall Rochambeau zurück-
gewiesen. Wider das Erwarten der Nationalversammlung er-
klärte auch Preußen den Krieg, den 26. Juni, und der Herzog
Ferdinand von Braunschweig erließ unter dem 27. Juli ein don-
nerndes Manifest an die Pariser, von einem französischen Emi-
granten Marquis von Limon verfaßt, worin sie, unter Androhung
einer gänzlichen Zerstörung der Hauptstadt, für das Leben und
die Freiheit des Königs und seiner Familie verantwortlich gemacht
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TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Dumas Leopold_Ii Leopold Maria_An- Maria Friedrich
Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Oestreich Franz Franz Ludwig_Xvj Ludwig Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Paris Frankreich Mainz Basel Würtemberg Hessen-Darmstadt Baden Nassau Leiningen Löwenstein Elsaß Lothringen Hennegau Niederlande
Frankreich bis zur Errichtung des Kaiserthums. 48!
General Clairfait geworfen und aus seiner Stellung bei Grandpre
zu weichen gezwungen. Er setzte sich bei St. Menehould, zog d.-„ u.
Verstärkungen unter den Generalen Bernonville und Kellermann S.pk.
an sich, erwartete die Oestreicher und Preußen bei Valmy, be- ^-„2,-.
hauptete sich, Seuchen, Krankheiten und Mangel aber zwangen erpt.
die Verbündeten sich über die Mosel zurückzuziehen; Verdun und
Longwy gingen wieder verloren. Am Mittelrheine schlug der Ge-
neral Cuftine den östreichischen Befehlshaber Graf Erbach, nahm
Speier, Mainz und besetzte Frankfurt durch den General Ncuwin- di->, 2,.
ger, welcher eine Brandschatzung von 14 Million Thalern erhob. t> n 2 .
Hierauf warf sich Dumouriez auf die Oestreicher unter dem Her- ~ff-
zöge von Sachsen -Tefchen und dem Generale Clairfait in den
Niederlanden, schlug sie bei dem Dorfe Jemappes, unweit d.5 -7.
Mons, nach einem zweitägigen, mörderischen Gefecht, und gewann
ganz Belgien, mit Ausnahme von Mastricht und Luxemburg. Endlich
bezahlte der König von Sardinien, Victor Emanuel, seinen machtlos ge-
zeigten Widerwillen gegen die neue Republik theuer; denn ohne vorher
gegangene Kriegserklärung besetzte die Südarmee, unter dem Ge-
neral Montesquiou, Nizza und Savoien, und beides vereinigte der -24 -
Nationalconvent mit dem französischen Gebiete, dieses als Sc; 28 ■ii>’
partement des Montblanc, jenes als Departement der Seealpen.
Ganz anders endete demnach der erste Feldzug gegen das innerli h
so zerrüttete Frankreich, als man erwartet hatte. Der Zukuntt
mißtrauend beschloß der Nationalconvent den Tod Ludwigs Xvl
Eine Reihe von Klagepunkren, wovon die wesentlichsten seine Flucht,
Einverständniß mit den fremden Mächten und daß er auf die Bür-
ger von Paris habe feuern lasten, wurden wider ihn aufgesetzt.
Am 11. Dec. mußte er vor den Schranken des Convents erschei-
nen, wo seine ruhige Würde Theilnahme erweckte. Drei Anwäl-
te, Tronchet, Males herb es unddefeze, übernahmen seine bfrm1.
Verteidigung. Von diesen begleitet erschien der unglückliche Mon- ^c.
arch zum zweiten Male vor seinen Richtern. Meisterhaft und er- t,cn ?r.
greifend war die Rede von Deseze, konnte aber die schon voraus D«.
bestimmte Sentenz der Blutrichter nicht umstoßen; nach einer am
16. Januar Abends um sieben Uhr beginnenden fast 24stündigen
Abstimmung von 721 Mitgliedern wurde Ludwig Xvi. mit einer
Mehrzahl von fünf Stimmen zum Tode verurtheilt, und dieses iß.
Urtheil durch die Guillotine öffentlich an ihm vollzogen. Er hatte 2«-'.
sein 39. Jahr angetreten und den unseligen Thron 16 und ein 1793
halbes Jahr besessen.
Krieg war jetzt die Loosung des Convents; er erklärte den-
selben an England, an den Erbstatthalter der Niederlande
und an Spanien; P 0 r tu gal, Rußland, der Papst, 9c ca-
pel und Toscana traten dem Bunde gegen Frankreich bei; da-
zu entbrannte in dessen Innern ein Bürgerkrieg in der Venöse;
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TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Kellermann Dumouriez Victor_Emanuel Ludwigs Ludwig_Xvi Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Longwy Erbach Mainz Frankfurt Sachsen Niederlanden Belgien Luxemburg Sardinien Nizza Frankreich Paris England Niederlande Spanien Frankreich